Haarfollikel können möglicherweise in der Lage sein, Berührungen zu erkennen. Diese überraschende Entdeckung haben Wissenschaftler des Imperial College London einer aktuellen Publikation veröffentlicht [1].

In Haarfollikel-Zellkulturen wurde festgestellt, dass die Neurotransmitter Histamin und Serotonin sowie der Energieträger Adenosintriphosphat als Reaktion auf eine Berührung freigesetzt werden. Sowohl Zellen der äußeren Wurzelscheide der Haarfollikel als auch Zellen der niederschwelligen Mechanorezeptoren (low-threshold mechanoreceptors) sollen am Signalübertragungsprozess beteiligt sein.

Das Freisetzen von Histamin und Serotonin kann zur Aktivierung der nahelegenden sensorischen Neuronen führen. Der Follikel enthält viele sensorische Nervenenden, so dass die mechanische Simulation durch Berührung weitergegeben werden und „emotional“ verarbeitet werden kann. Der Anteil an berührungsempfindlichen Rezeptoren in den Haarfollikeln ist zudem höher als in Hautzellen.

Die Forscher konnten auch beobachten, dass nur Histamin, aber nicht Serotonin freigesetzt wurde, wenn die Experimente mit dermalen Zellen anstelle von Haarfollikelzellen durchgeführt wurden. Da Histamin bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Ekzemen eine Rolle spielt, könnte das neue Forschungsergebnis auch für die Pathologie sowie Therapie dermatologischer Erkrankungen von Bedeutung sein.

Weitere Untersuchungen sollen in in vivo-Studien durchgeführt werden, um die aktuell gewonnen Ergebnisse zu bestätigen und Signalmechanismen weiter aufzuklären.

Quellen
[1] Agramunt J. et al. Sci. Adv. 9, eadh3273 (2023). Mechanical stimulation of human hair follicle outer root sheath cultures activates adjacent sensory neurons